Die Weiterbildung PROZESSPHILOSOPHIE
Jedes Seminar ist eine Weiterentwicklung der unten beschriebenen Themen. Inhalte und Schwerpunkte verändern sich von Seminar zu Seminar aufgrund der Weiterentwicklungen, die im engen Wechselspiel von Textarbeit und Focusing-Praxis entstehen, das Donatas Seminare charakterisiert.
Gendlins Werke sind sowohl auf einer philosophischen als auch auf einer existentiellen Ebene wirksam. Sie entwickeln die großen Traditionen der Phänomenologie, des klassischen Pragmatismus und der Hermeneutik weiter, die pionierhaft das Erleben als vergessenen Ausgangspunkt menschlichen Welt- und Selbstverständnisses zu reflektieren begannen.
Seminar I: Focusing vertiefen durch Philosophie
Wer Focusing übt, weiß aus Erfahrung, wie sehr es sich lohnt, eine Pause zu machen, um dem Erleben mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Problem kann sich in einer solchen Pause derart verändern, dass man sich Umwege und mühsame Diskussionen erspart, oder dass man einen Schritt machen kann, der zuvor nicht denkbar war. Wie erklärt man die merkwürdige Effizienz dieser aufmerksamen Pausen?
Gemeinsam darüber nachzudenken, was ein „Felt Sense“ bedeutet, öffnet neue Möglichkeiten, Focusing zu vermitteln, aber auch neue Spielräume für die Praxis selbst. Focusing wird als Mikro-Tätigkeit begreifbar, als transformativer Umgang mit Komplexität, wodurch neue Schritte entstehen wie auch ausprobiert werden können.
In «Experiencing and the Creation of Meaning», in «Ein Prozess Modell» und in seinen zahlreichen Artikeln gelingt es Gendlin, das transformative Zusammenspiel von Erleben und Sprache besser zu verstehen und dadurch bewusster und kultivierbarer zu machen. Begreift man, wie Menschen befähigt sind, komplexe situative Zusammenhänge zu fühlen und diese mit Sprache zu berühren und weiterzuentwickeln, öffnen sich neue Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsräume.
Im Seminar vertiefen wir u.a. unser Verständnis des interaktiven Zusammenhangs von Körper und Umwelt, Sprache und Erleben und der Resonanzräume, die damit einhergehen. Gendlins prozessuale Grundbegriffe öffnen einem die Augen für die philosophische Tiefe hinter der Praxis des Focusings.
Wir arbeiten mit Texten aus Gendlins Prozess-Philosophie, mit Focusing-Übungen, sowie mit Gendlins zweiter Praxis des Thinking-at-the-Edge (TAE), um die Prozess-Philosophie nicht nur zu verstehen, sondern auch für die eigene Praxis und ihre Vermittlung anzuwenden.
Seminar II: Interaktion als Grundlage des Felt Sense
Liest und übt man sich tiefer in Gendlins Philosophie „hinein“, entsteht nicht nur ein neuer Denk-, sondern auch ein Erlebensraum, der sich durch Subtilität und Reichhaltigkeit auszeichnet. Gendlins Prinzip der „Interaktion-zuerst“ öffnet sich in seinen Werken zu einem kreativen und responsiven Gestaltungsraum menschlichen Daseins, in dem die Verbundenheit als Grundlage jedes Einzelnen bewusster werden kann.
Im Seminar erkunden wir die Bedeutung des Felt Sense, seine verwickelte und „kreuzende“ Charakteristik. In kurzen Präsentationen, im Lesen, in gezielten Übungen, im Gespräch vertiefen wir u.a. unser Verständnis dessen, was wir tun, wenn wir Focusing üben. Zusätzlich loten wir die dichte, umwelt- und situationsgetränkte Bedeutsamkeit des gewöhnlichen Erlebens, aber auch der Alltagssprache aus. Im Nach-Denken und Ein-Fühlen untersuchen wir die „fantastische Differenzierung“ jener alltäglichen Bedeutungsräume, in denen wir uns in aller Selbstverständlichkeit bewegen.
Gendlins auf der Praxis beruhende Prozessphilosophie hat das Potential, unser eigenes Selbstverständnis konkret zu transformieren.
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Leitung:
- Prof. Dr. Donata Schoeller
Prof. Dr. Donata Schoeller lehrt Philosophie mit den Schwerpunkten Prozessphilosophie und TAE an Universitäten in USA und Europa, hat gemeinsam mit Christiane Geiser in enger Zusammenarbeit mit Gene Gendlin dessen Hauptwerk „Ein Prozess-Modell“ übersetzt und gibt seine Artikel heraus. www.donataschoeller.com, schoeller@uni-koblenz.de
Rückmeldungen
von Seminarteilnehmer*innen zur Weiterbildung Prozessphilosophie:
Liebe Donata,
ein wunderbar belebendes Seminar. „Worte sind Geschehnisse“. Dies war im gesamten Seminar zu spüren. Dein beseeltes Vortragen und empathisches Annehmen dessen, was sich in uns ereignete dabei, öffnete einen weiten Raum, vertiefte den Zugang und ließ Eigenes entstehen und damit verbinden. Und wird das Implizieren hinzugenommen, entsteht das Gefühl, mitten in Gendlins Philosophie zu sein und daran teilzuhaben. Es macht Lust auf mehr! Danke!
Annely Ennen-Loth, Bergisch Gladbach
Liebe Donata,
das gemeinsame Lesen der "Prozessphilosophie" ist räumlich geworden. Wir haben uns in dem mit Worten gefüllten Raum aufgehalten. Bewegungen, Regungen, das Reagieren auf den Text und die Versuche ihn zu erfassen, zirkulierten verkörpert im Raum. Das Geschenk war: DENKEN vom Körper her zu erleben als auch es zu verkörpern. Die (sonst oft als leer betrachteten) Zwischenräume waren gefüllt - und wurden "Verbindungsräume" zwischen uns "Teilnehmenden" - ich möchte lieber sagen: "Teilseienden". Der immense Reichtum als auch die Komplexität von Worten - und in den stets sich erweiternden, über die Weite hinausweisenden Beschreibungen Gendlins! - ermöglichten die direkt dichte Erfahrbarkeit ihrer nicht-sprachlichen Dimension(en). Es war enorm. Und dabei - irgendwie auch: simpel.
Einen großen Dank an alle, die dabei waren. Und danke an Donata!! - dass wir unsere konkreten Körper-Ansätze einbringen konnten!
Herzliche Grüße an Euch alle!
Imme Bode, Bewegung, Tanz, Design, Hamburg
Liebe Donata,
»Ich bin sehr dankbar für die Art (auch im Sinne von Kunst) wie du uns / mir die ganze Komplexität der Prozessphilosophie und der TAE so differenziert näherbringst: erfrischend, Mühelosigkeit verbreitend, mit Zuwendung und Sensibiliät in Bezug zum Thema und den beteiligten Menschen.
Auf meinem langen Lern-Weg ist das ein echtes Highlight !«
Ida-Rosa Schaller
Liebe Donata,
das Seminar war ein Augenöffner für mich, ich habe nicht damit gerechnet, dass hinter Focusing eine völlig neue Sicht bzw. ein neues Verständnis der Welt steckt und dass Philosophie ein sehr wichtiger Baustein...
... der Psychotherapie ist auf mindestens zwei Ebenen war das Seminar für mich sehr wertvoll: Zum einen konnte ich inhaltlich Rogers und Gendlin besser verstehen, zum anderen hat mir das Seminar geholfen, einige blockierte Prozesse wieder in Gang zu setzten, was sich sehr positiv auf mein Schreiben der Masterthesis ausgewirkt hat.
Die Übungen waren für mich wichtig und notwendig, um erleben zu können, was die Theorie praktisch leisten kann. Es gibt kein besseres Lernen, als das selbst zu erfahren. Bei den Teilnehmern/Übungspartnern, die viel Focusingerfahrung mitgebracht hatten, möchte ich mich bedanken. Das „erlebende Denken“ konnte ich mir in mein privates Leben hinüberretten. Weitere Seminare zu Prozessphilosophie, aber auch zu TAE wären sehr hilfreich.
Endre Fischer, Personzentrierter Psychotherapeut, Linz
Lesen, laut lesen, vorgelesen bekommen (wie lange ist das schon her?!), in der Gruppe, im partnerschaftlichen Lesen – das ist auch eine „Anwendung“ von Genes Philosophie. Dadurch habe ich sein „A Process Model“ leibhaftig verstanden: erschütternd, schwindelerregend, befreiend...Mit einer „normalen“ Lese- und Auffassungsmethode kommt man bei diesem Buch nicht weit. Gene lädt mit seinem Werk ein – und mutet es einem zu –, seinemschöpferischem Denkwegzu folgen: eine Verführung zu einer „neuen Denkungsart“, in der das je eigene Leben und Erleben dabei sein darf und muss. Ansonsten öffnet sich sein Text nicht.
Dass in unserer Gruppe jede und jeder so selbstverständlich aufnahmebereit und einlassbereit dabei war, war sehr ermutigend. Und das Wetter: Ein besseres kann ich mir für meine Betriebstemperatur zur Textaufnahme gar nicht vorstellen (es muss norwegisch sein, so wie bei Wittgensteins Hütte in Skjolden). Ein „Hoch“ auf den Moorhof und seine Köstlichkeiten! Dir Donata und euch, Johannes und Katrin, besten Dank für die Ermöglichung! Ich freue mich aufs nächste Seminar.
Dipl.-Psych. Engelbert Langhammer, Psychotherapeut, Bonn
Das Seminar hat mich angeregt, im psychotherapeutischen Gespräch langsamer zu arbeiten, um beobachten zu können,wie Veränderung geschieht, und „gestoppte Prozesse“ noch genauer nachvollziehen zu können, um deren implizite Energie und Transformationspotenziale sich neu entwickeln zu lassen.
Dipl.-Psych. Christian Fritze-Dessauer, Psychotherapeut, Koblenz
Das Seminar war ein Augenöffner für mich, ich habe nicht damit gerechnet, dass hinter Focusing eine völlig neue Sicht bzw. ein neues Verständnis der Welt steckt und dass Philosophie ein sehr wichtiger Baustein der Psychotherapie ist. Auf mindestens zwei Ebenen war das Seminar für mich sehr wertvoll: Zum einen konnte ich inhaltlich Rogers und Gendlin besser verstehen, zum anderen hat mir das Seminar geholfen, einige blockierte Prozesse wieder in Gang zu setzten, was sich sehr positiv auf mein Schreiben der Masterthesis ausgewirkt hat.
Die Übungen waren für mich wichtig und notwendig, um erleben zu können, was die Theorie praktisch leisten kann. Es gibt kein besseres Lernen, als das selbst zu erfahren. Bei den Teilnehmern/Übungspartnern, die viel Focusingerfahrung mitgebracht hatten, möchte ich mich bedanken. Das „erlebende Denken“ konnte ich mir in mein privates Leben hinüberretten. Weitere Seminare zu Prozessphilosophie, aber auch zu TAE wären sehr hilfreich.
Endre Fischer, Personzentrierter Psychotherapeut, Linz
Donatas Begeisterung für Gendlins Philosophie ist ansteckend. Durch vielerlei Übungssituationen ermöglichte sie uns, den Begriff des „felt sense“ mit dem ganzen Körper denkend zu erfassen. Ein spannendes Unternehmen!
Sabine Roettele, Salzburg
Es gibt leichtere Seminare, doch es ist lohnend, mit Mitmenschen gemeinsam mit einer so kompetenten „Lehrerin“ etwas so Tiefes zu erkunden.
Ich bin dankbar für die schönen Momente des Entdeckens meines Kopfes vom Körper her. (Ich finde, es sollte auch beim Essen jemand aus dem Buch vorlesen, wie früher in den mittelalterlichen Klöstern: „Essen ist Erlösung (…) von Hunger“.) Es bleibt mir eine gute Portion Demut vor einer unglaublichen Komplexität des Lebendigen.
Liebe Donata, weiter so, mir tut diese auch immer sehr persönliche Vorgehensweise von Dir gut. Danke an das wunderbare Buch eines alten Mannes und die herrliche Übersetzung durch eine kluge Frau.
Mag. Martin Christandl, Systemischer Psychotherapeut, Innsbruck
Ich habe erfahren, dass viel mehr geschieht, wenn Gendlins Prozessmodell gemeinsam in einer Gruppe gelesen und dann in Übungen das Gelesene erlebt und erfahren wird. Im Seminar geschah ein ganz besonderer Reflexionsprozess auf mehreren Ebenen: - ich mit mir/meinem Körper, - ich mit meinem Gesprächspartner, - ich mit der ganzen Gruppe (einer Gemeinschaft, in der ich anstelle von Scham Freude über das gemeinsame Erleben, Verstehen und Entwickeln empfunden habe), - ich mit meiner Vergangenheit (die dadurch in einem neuen Licht erscheint und mir eine neue Perspektive eröffnet).
Mein Bewusstsein hat sich im Lauf des Seminars dadurch, dass ich mehr Zugehörigkeit zu mir und den Anderen erlebt habe, erweitert: Ich konnte offener, akzeptierender und gelassener mit Situationen umgehen, denen ich mich vorher infolge von Ängstigung, Ärger oder Leugnung nicht getraut habe zu stellen.
Ich wünsche mir eine Fortsetzung und weitere Vertiefung dieser Seminare, vielleicht auch in Verbindung mit TAE.
Dr. Pětr Nawka, Psychiater und Psychotherapeut, Dresden
Aus dem Seminar habe ich mitgenommen, wie wichtig die aktive Auseinandersetzung mit Gendlins Philosophie ist – selbst für den Alltag. Gendlin hat uns lehren wollen, über die Prozesse, die unser (Er-)Leben ausmachen, prozesshaftnachzudenken, und das heißt auch, dass wir unseren Wissensdurst immer neu „am Denken selbst“ orientieren sollten und nicht nur an dessen Ergebnissen.
Die Methodik des gemeinsamen Lesens gepaart mit Gruppengesprächen zur Verständnisvertiefung und nachfolgenden Übungen habe ich als beeindruckend und wissensvertiefend erfahren: Ich empfand schon beim Lesen bzw. Zuhören eine Art Entschleunigung, und dadurch wurde dem Verstehensprozess mehr Raum gegeben. Das Wichtigste an dieser Methode scheint mir: Durch das gemeinsame Lesen waren wir angehalten, nicht nur „mit dem Kopf“ an die Lektüre heranzugehen. Wir haben uns nicht nur kognitiv mit den Inhalten auseinandergesetzt; vielmehr waren im Denken auch Hören und Sehen und Spüren und Fühlen inkludiert; und daher musste / durfte / sollte alles mitschwingen, was individuell gerade „da“ war.
Es war spannend und sehr angenehm zu erfahren, dass und wie Gendlins Maxime „Interaktion zuerst“ von Donata lebendig angewendet wurde. Es ging ihr nicht ums „Besprechen“ von Textinhalten aus Gendlins „Ein Prozess-Modell“, sondern – ganz dem Inhalt des Buches entsprechend – um unsere interaktive (lebendige) Auseinandersetzung mit dessen Inhalten und damit mit uns selbst. Ich bin sehr dankbar über die Tiefe der Gespräche und über die besondere Achtsamkeit im gegenseitigen Zuhören; und ich bin dankbar für die Offenheit des gegenseitigen Antwortens.
Diese Art des Philosophierens einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen, wäre wünschenswert! Denn „Philosophie“ ist in unserer schnelllebigen Zeit ja eher als exotische Blüte der Kultur am Rand der Gesellschaft angesiedelt. Und dabei wäre sie – insbesondere im Verständnis einer „(Lebens-)Prozess-Philosophie“ – so lebensnah zu verstehen und lebendig nachzuvollziehen!
Bitte weitermachen im Verbreiten dieses Themas in der Welt! Bitte mehr solcher Seminare!
Mag. Evelyn Högner, Pädagogin und Therapeutin, Wien